Wir sind es gewohnt, den Schlaf als einen passiven Zustand zu erleben, in dem fast alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert sind. Die Schlafforschung hat jedoch vor allem in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass der Schlaf ein überaus aktiver Zustand ist. Seit der Entdeckung des Elektroenzephalogramms (EEG) durch H. BERGER 1929 wurden charakteristische Veränderungen in der hirnelektrischen Aktivität im Schlaf gefunden. So beschrieben E. ASERINSKY und N. KLEITMAN (1953) erstmals im Schlaf periodische Phasen rascher Augenbewegungen und bezeichneten diesen Schlafabschnitt als REM- (Rapid Eye Movement) Schlaf, uns heute auch als Traumschlaf bekannt.

Der Schlaf in verschiedenen Lebensabschnitten

Im Laufe des Lebens verändern sich sowohl die Art wie auch das Ausmaß des Schlafes. Ein Säugling verbringt den Großteil einer 24 Stunden Periode im Schlaf, wobei etwa die Hälfte davon REM-Schlaf ist. Beim Jugendlichen zeigt sich bereits deutlich ein dem Erwachsenen ähnliches Schlafprofil: markanter Wechsel von REM- und NONREM-Schlafperioden, die sich im Laufe einer Nacht 5 bis 7 mal wiederholen. Ein Erwachsener verbringt etwa 6-8 Stunden im Schlaf, davon nur etwa 1/4 im REM-Schlaf. Mit zunehmendem Alter wird die Schlafdauer kürzer wobei der Nachtschlaf häufig durch längere und kürzere Wachabschnitte unterbrochen ist. Daneben gibt es jedoch große individuelle Unterschiede in Bezug auf das Ausmaß des Schlafbedürfnisses (Kurz- und Langschläfer) und des Zubettgeh-Zeitpunktes (Morgen- oder Abendmensch). Ob ausreichend Schlaf gefunden wurde, entscheidet die Befindlichkeit am nächsten Tage.

Psychologische Phänomene des Schlafes

Der Schlaf ist ein physiologischer Zustand, in dem - anders als im Koma bzw. in der Narkose - Wahrnehmungen sowie auch Orientierungsreaktionen möglich sind. So nimmt eine Mutter bereits ein leises Geräusch ihres Säuglings im Schlaf wahr, während der Vater noch immer schläft. Es ist auch möglich, auf einen bestimmten Weckreiz zu reagieren bzw. andere störende Reize zu unterdrücken.

Der Traum ist eine besondere Form des Erlebens im Schlaf, die häufig von lebhaften Bildern und Gefühlen begleitet wird. Traumarbeit leistet wahrscheinlich einen wichtigen Beitrag in der Verarbeitung psychischer Phänomene und in der Gedächtniseinspeicherung. Nicht nur die Psychoanalyse hat eigene Traumtheorien entwickelt, sondern auch zahlreiche, mehr naturwissenschaftlich orientierte Forscher. Häufig kann sich der Träumer auch kurz nach dem Aufwachen noch an seinen Traum erinnern, im Laufe des Tages verblassen aber die Traumerinnerungen immer mehr.

Neurophysiologische Messmethoden des Schlafes

Für die Einteilung des Schlafes in einzelne Schlafstadien sind 3 Parameter notwendig: das ElektroEnzephaloGramm (EEG: Messung der Hirnstromaktivität), das ElektroOkuloGramm (EOG: Messung der Augenbewegungen) sowie das ElektroMyoGramm (EMG: Messung der Muskelaktivität). Diese 3 Parameter verändern sich sowohl im Wachzustand wie auch im Schlaf. An Hand einer Reihe von Kriterien (Regeln von RECHTSCHAFFEN und KALES, 1968) werden neben Wach auch vier Schlafstadien und das REM-Stadium unterschieden:

  • Schlafstadien 1 und 2 (Leichtschlafstadien): schnelle EEG-Aktivität, langsame, rollende Augenbewegungen.
  • Stadien 3 und 4 (Tiefschlafstadien): überwiegend langsame, hochamplitudie EEG-Aktivität, herabgesetzter Muskeltonus, Augenbewegungen fehlen fast völlig.
  • REM-Stadium: rasche Augenbewegungen (Rapid Eye Movements), besonders stark herabgesetzter Muskeltonus. Bei Weckungen aus diesem Stadium wird überwiegend häufiger von Träumen berichtet.

Im Verlauf einer Nacht überwiegen in der ersten Nachthälfte meist die Tiefschlafstadien, in der 2. Nachthälfte die Leichtschlaf- und REM-Stadien. Den Schlaf kann man in einem sogenannten Schlaflabor genau untersuchen, in der Regel über zwei aufeinander folgende Nächte.

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Schlafstörungen

Es leiden etwa 25% der Bevölkerung an Schlafstörungen, wobei etwa 80% von diesen länger als 1 Jahr andauern. Schlafstörungen steigen mit zunehmendem Alter erheblich an.

  • Psychologische Faktoren der Schlafhygiene: Der Abbau von Stress bei gleichzeitigen Aufbau von Schlaf-fördernden Gewohnheiten, aber auch eine systematische Bearbeitung von Träumen kann maßgeblich den Schlaf verbessern.
  • Psychophysiologische Faktoren der Schlafhygiene: Der effiziente Weg zu Diagnose und Therapie führt einerseits über die subjektive Beurteilung der Schlafstörung durch den Patienten und Arzt,  andererseits über objektive Messungen des Schlafes (PolySomnoGraphie = PSG) im Schlaflabor.

Es wird zwischen nichtorganischen Schlafstörungen, bei denen emotionale Ursachen einen primären Faktor darstellen, und organischen Schlafstörungen unterschieden (primär organische Ursachen).

Literatur

  • A. Alvaraz: Die Nacht. Von Dunkelheit, Träumen und Nachtschwärmern, Hoffmann und Campe, 1997
  • Alexander Borbély: Das Geheimnis des Schlafs. Neue Wege und Erkenntnisse der Forschung. Deutsche Verlags Anstalt, Stuttgart 1984
  • Harald Dressling, Dieter Riemann: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/Jena/New York, 1994
  • J. Allan Hobson: Schlaf - Gehirnaktivität im Ruhezustand. Spektrum - Bibliothek Bd. 25, Heidelberg 1990
  • Peretz Lavie: Die wundersame Welt des Schlafes. Entdeckungen - Träume - Phänomene, Ch. Links Verlag, Berlin 1997
  • W. Dement, C. Vaughan: Der Schlaf und unsere Gesundheit. Limes Verlag, München 2000

Weitere Informationen

Schlaf - Gesellschaften

  • Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und  Schlafmedizin (DGSM)
    Internet Adresse: www.dgsm.de
    Sprache: Deutsch
  • European Sleep Research Society (ESRS)
    Internet Adresse: www.esrs.org
    Sprache: Englisch
    Die Home Page der Dachorganisation aller europäischen Schlafgesellschaften.
  • American Academy of Sleep Research (ASDA)
    Internet Adresse: www.asda.org
    Sprache: Englisch
    Die Internet Adresse der amerikanischen schlafmedizinischen Dachorganisation.
  • World Federation of Sleep Research Society (WFSRS)
    Internet Adresse: bisleep.medsch.ucla.edu
    Sprache: Englisch
    Welt-Dachorganisation aller Schlafmedizinischen Gesellschaften.

Schlaf - allgemein

  • Sleep Medicine Online
    Internet Adresse: www.users.cloud9.net/~thorpy
    Sprache: Englisch
    Die umfangreichste Web- Adresse zum Thema Schlaf und Schlafstörungen. Ein Paradies für an Schlaf-Interessierte.
  • Sleep Research Online
    Internet Adresse: www.sro.org
    Sprache: Englisch
    Die Adresse für Spezialisten. Das erste schlafmedizinische Online Journal.
  • European Neurological Network
    Internet Adresse: www.uni-marburg.de/sleep/enn
    Sprache: Englisch
    Ein europäisches Projekt zur Vernetzung von Schlaflaboren und schlafrelevanten Datenbanken.
    Die Web-Seiten sind in erster Linie für Ärzte und Schlafspezialisten von Interesse. Es findet sich hier auch ein umfangreiches Klassifikationsschema der Schlafstörungen.

Träume

  • The Association for the Study of Dreams
    Internet Adresse: www.asdreams.org
    Sprache: Englisch
    Alles Wissenswerte über die Aktivitäten dieser amerikanischen Non-Profit Organisation.
  • International Institute for Dream Research
    Internet Adresse: www.dreamresearch.ca/enter.html
    Sprache: Englisch
  • Luzides Träumen
    Internet Adresse: www.lucidity.com
    Sprache: Englisch
    Verschiedene Informationen zu luziden Träumen und verwandten Gebieten.

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